Bibliophilis 

Dienstag, 11. Oktober 2011

James Dashner: The Maze Runner

The Maze RunnerIch bin ein gefürchteter Plotknacker. Als ich mit zehn Jahren Timm Thaler gelesen habe, war meine erste Frage, warum er nicht wettet, dass er wieder lachen kann. Wenn ich gräßliche Historienfilme sehe, kann ich sekundengenau vorhersagen, wann das Kohlebecken umfällt. Als Rollenspielerin habe ich meinen Spielleiter oft in Verzweiflung gebracht, indem ich selbst das kunstvollste Plotgerüst durchschaue. Vermutlich liegt es daran, dass ich selbst schreibe, und ich gehe auch anderleuts Geschichten nicht analytisch an, sondern synthetisch - ich zerlege sie nicht, ich baue sie auf, und die Frage ist immer ‘Wie würde es laufen, wenn ich das Buch geschrieben hätte’. Um so schwerer bin ich als Leser zufriedenzustellen: Ich werde gerne überrascht, und wenn ich jede entscheidende Wendung eines Buches vorhersehen kann, freut mich das nicht, sondern langweilt mich. So ist es mir jetzt auch mit The Maze Runner gegangen - einem sauspannenden Stück Jugendliteratur und leider doch unschön durchsichtig.

Ich hatte fast das Gefühl, ich könnte den Figuren Regieanweisungen geben - und dann doch wieder nicht, denn was ich ihnen auf Seite fünfzig zu tun befehlen wollte, machen sie erst zweihundert Seiten später: Das nervt irgendwie, und ich mag nicht denken, dass ich so ein unglaubliches Genie sein soll, es war wohl eher alles extrem naheliegend. Nur eine Wendung am Schluss, zugegeben, habe ich nicht erkannt. Aber immerhin habe ich das Buch auf Englisch gelesen und war somit besser dran als Leser der deutschen Ausgabe, die mit dem Titel Die Auserwählten - Im Labyrinth schon den halben Plot vorweggenommen bekommen und damit fast meine Taschenbuchausgabe von Inspector Jury sucht den Kennington-Smaragd schlägt, wo mir im Klappentext allen Ernstes der Mörder und das Versteck des Smaragdes verraten wurden. Den deutschen Titel mag ich dem Autor nicht vorwerfen, er ist daran unschuldig - wohl aber am unglaublichen Chauvinismus dieses Buches, der seinesgleichen sucht.

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Geschrieben von Buchmensch in Jugendbuch um 18:41 | Kommentar (1) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Gefängnis, Labyrinth, Menschenversuche, Postapokalpse

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Carolyn Keene: Die verborgene Treppe

Die verborgene TreppeWenn Bücher aus einer anderen Sprache übersetzt werden, setzen sie manchmal so weit über, daß sie dabei glatt über den Jordan gehen. Bei dem vorliegenden Buch ist dies der Fall - so etwas passiert nur allzu leicht, wenn (meistens nicht durch den Übersetzer selbst, sondern per Verlagsbeschluß) versucht wird, eine Geschichte ans neue Zielpublikum anzupassen. Und so war Nancy Drew, Kultfigur der amerikanischen Jugendbuchszene, dazu verdammt, eine deutsche Austauschstudentin mit Namen Susanne Langen zu werden.

Erst einmal bin ich ja selbst darauf hereingefallen, aber ich war auch erst zehn Jahre alt, als ich mir dieses Buch auf dem Pfarrfestflohmarkt kaufte, und ich war noch unschuldig und ahnte nicht, welche Freiheiten sich Verlage herauszunehmen bereit waren. Ich war nur erstaunt: Eine amerikanische Autorin - Carolyn Keene war ein Name, den ich schon mit zehn als eindeutig amerikanisch identifizierte: Anders als bei Berte Bratt verzichtete man hier darauf, neben der Hauptfigur gleich auch noch die Autorin umzunennen - schreibt Bücher über eine deutsche Heldin? Und die Amerikaner wollen so etwas lesen? Ja, das fiel mir auf, schon mit zehn Jahren, aber ich zog keine Schlüsse daraus - wie sollte ich auch? Statt dessen las ich mich durch ein gutes Halbdutzend Susanne-Langen-Abenteuer, wunderte mich zunehmend, daß ihr Austauschjahr nie vorüberging und sie auf alle Ewigkeit bei ihrem Onkel Peter (im Original: Nancys Vater, Carson Drew) wohnte und sie wohl gar keine Anstalten machte, jemals wieder in die Heimat zurückzukehren. Was mir auch auffiel war, wie langweilig diese Bücher doch eigentlich waren, verglichen mit den Abenteuern der Drei Fragezeichen. Und so verebbte dann meine Freundschaft mit Susanne Langen, die eigentlicht Nancy Drew hieß.

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Geschrieben von Buchmensch in Jugendbuch um 21:21 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Geheimnisvolles Haus

Dienstag, 7. Oktober 2008

Gaye Knowles: Auf geheimnisvoller Spur

Auf geheimnisvoller SpurIch hatte schon als Kind Probleme, an einem Bücherstand vorbeizugehen - die Kombination aus Buch und Flohmarkt war unwiderstehlich: Da gab es nicht nur Schnäppchen - da gab es vor allem einmalige Chancen, ein Buch zu bekommen, das es vielleicht gar nicht mehr gab! Und so hörte ich mit gut neun Jahren auf, mir von meinem Taschengeld Eis zu kaufen, und wandelte es lieber in Bücher um. Früher hätte es auch wenig Sinn gemacht, aber mit neun Jahren bekam ich 1,25 DM pro Woche, und das entsprach etwa einem Flohmarktbuch. Oder, wenn ich das Geld sparte, konnte ich mir einmal im Monat ein neues Taschenbuch kaufen - was ich eher selten tat, gemessen daran, daß ein neues Buch soviel kostete wie fünf vom Flohmarkt.

Und so kamen einige seltene und einige seltsame Schätze zusammen, Kinderbücher aus verschiedenen Jahrzehnten, die heute gesuchte Sammelstücke sein könnten - wenn es sich nicht bei einem Großteil von ihnen um aussortierte Exemplare aus der Pfarrbücherei handelte. So viele Flohmärkte gab es bei uns auf dem Dorf nämlich nicht. Trotzdem, ich habe diese Bücher alle noch und bin doch sehr zufrieden mit meinem neunjährigen Geschmack.Wenn ich krank werde und mit Fieber im Bett liege, mache ich mich bevorzugt über meine alten Kinderbücher her - Bücher, die ich schon oft oder zumindest mehrmals gelesen habe, die keine großen und anstrengenden Überraschungen mehr bieten und dafür anständige Unterhaltung liefern. Vor allem jetzt, wo mich die Grippe gepackt hat und wir keinen Fernseher mehr haben. Hätte ich sonst den ganzen Tag lang Talk- und Gerichtsshows geglotzt, lese ich mich nun also querbeet durch meine Kindheit und lande so bei Büchern, die ich schon jahrelang nicht mehr von innen gesehen habe, so auch bei dem vorgeblichen Blyton-Verschnitt Auf geheimnisvoller Spur

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Geschrieben von Buchmensch in Jugendbuch um 17:12 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Ferienabenteuer, Insel, Waisenkind

Dienstag, 14. November 2006

M.E. Kerr: Der Mädchenturm

Der MädchenturmEin abgelegenes Internat, in dem seltsame Dinge vorgehen. Nachts hallen spitze Schreie durch den verufensten Teil des Gebäudes, den alten Mädchenturm. Lehrer verhalten sich seltsam, und Schüler auch. Wird es Flanders Brown gelingen, das Geheimnis der Charles-Schule zu lüften? ... Warum habe ich dieses Buch nie früher gelesen? Mit dieser Inhaltsangabe hat es doch eigentlich alles, was ich liebe und schon immer geliebt habe.

Und man kann nicht sagen, ich hätte zu Der Mädchenturm keine Beziehung gehabt - jede Woche Montags, zwei Jahre lang, habe ich die obere Kante des Buchrückens mit der Zeigefingerspitze angestupst und dabei »Ker, Ker« gemurmelt. Es war meine Aufgabe in der Stadtbücherei, den Bereich Jugendbücher in Ordnung zu halten, und dazu gehörte natürlich auch die Kontrolle, daß jedes Buch im Regal an seinem alphabetisch richtigen Platz stand. Ich weiß auch, daß ich dieses Buch ab und an herausgenommen, angeschaut, für langweilig befunden, und wieder weggestellt habe. Warum nur konnte ich es dieses Mal nicht genauso machen? Aber unser Wiedersehen endete mit einer Ausleihe, die ich noch bereuen sollte. Denn Der Mädchenturm von M.E. Kerr ist vor allem eines: Todlangweilig.

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Geschrieben von Buchmensch in Jugendbuch um 08:43 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Außenseiter, Internat, Körperbehinderung

Dienstag, 3. Oktober 2006

Alyssa Brugmann: Zeig dein Gesicht

Zeig dein GesichtVielleicht hätte ich dieses Buch besser nicht gelesen. Es betrifft mich inhaltlich zu sehr, und vieles aus meiner Jugend kocht wieder hoch, vor allem folgende symptomatische Anekdote: Ich war fünfzehn Jahre alt und bummelte mit meiner besten Freundin durch die Stadt. Bis sie plötzlich zu mir sagte: »Du, macht es dir was aus, gerade mal eben auf die andere Straßenseite zu wechseln? Da kommen ein paar Freunde von mir, und die sollen mich nicht mit dir sehen.« - Was sollte ich tun? Ich gehorchte, ohne zu widersprechen. Sie war meine einzige beste Freundin, und ich konnte mir nicht erlauben, sie zu verlieren. Sollte ich mich nicht sogar geehrt fühlen, daß sie sich überhaupt mit mir abgab? Aber das tat ich nicht.

Zeig dein Gesicht ist die Geschichte einer solchen Freundschaft. Ein sensibles Buch, das ein sensibles Thema anrührt: Cliquenbildung und Schulhofmobbing. Ein Buch, das aufrütteln und sensibilisieren will. Es richtet sich an die Täter, nicht an die Opfer. Es ist nicht für mich geschrieben. Und ich hätte es auch besser nicht gelesen.

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Geschrieben von Buchmensch in Jugendbuch um 17:04 | Kommentare (2) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Außenseiter, Australien, Liebe zur Lyrik, Mobbing

Samstag, 16. September 2006

Jacqueline Wilson: Charlies Doppelleben

Charlies DoppellebenBei Computerspielen für Kinder ist der Begriff Edutainment - die Kombination aus Unterhaltung und der Vermittlung von Wissen - in aller Munde, das Konzept bewährt und anerkannt. Was liegt näher, als auch den Buchmarkt mit solchen Amalgama zu beglücken? Und was liegt näher, als daß dieser Versuch gründlich in die Hose gehen wird?

Betrachtet man Charlies Doppelleben als ein solches Experiment, muß man sagen: Guter Versuch, aber am Ziel vorbei. Es ist offenbar schwierig, ein pädagogisch wertvolles Buch zu einem guten Buch für Kinder und Erwachsene zu machen: Entweder entdecken die Erwachsenen inhaltliche Mängel, oder die Kinder finden das Ergebnis langweilig. Muß wohl zumindest Jaqueline Wilson gedacht haben, und verknüpfte ihre akribisch recherchierte Geschichte eines minderjährigen Dienstmädchens der Viktorianischen Ära mit einer zeitgenössischen Rahmenhandlung. Sie hätte nicht versuchen dürfen, es allen Seiten Recht zu machen. Denn das Ergebnis - unterhaltsam auf der einen Seite, informativ auf der anderen - ist eines nicht geworden: Ein gutes Buch.

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Geschrieben von Buchmensch in Jugendbuch um 18:21 | Kommentare (2) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Alleinerziehende, Viktorianische Ära

Dienstag, 29. August 2006

Anthony Horowitz: Das Gemini-Projekt

Das Gemini-ProjektDen Luxus, ein wirklich schlechtes Buch zu lesen, hatte ich lange nicht mehr, aber diesem hier gebührt die Ehre. An so schlechte Bücher kommt man nur über die Bücherei - ich hätte es mir nie gekauft, und auch keiner meiner Freunde. Aber wenn es mir in der Bücherei in die Finger fällt, dann kann ich es mir unbesorgt ausleihen, ich muß es ohnehin zurückgeben, qualitätsunabhängig. Das einizge, worüber man sich hinterher vielleicht ärgern muß, ist verschwendete Zeit. Das Gemini-Projekt ist da so auf der Grenze - zwischen »So schlecht, daß man es nicht lesen mag« und »So schlecht, daß es fast schon wieder Spaß macht«. Die Lektüre ist über weite Teile Quälerei, inhaltlich zum einen sowieso, sprachlich durch die Übersetzung unterster Kajüte noch dazu. Aber für Leute, die nur glücklich sind, wenn sie sich über etwas aufregen können, ist dieses Buch sicher etwas, vor allem für die Fünfzehnjährigen dieser Gruppe, die noch zu jung sind für die Bücher von Anne Rice.

Der Anfang des Buches ist bezeichnend für den vorherrschenden Mangel an Logik. Der schwerreiche EDV-Mensch verläßt die gepanzerte Limousine, schreitet durch die kameraüberwachte Lobby, ruft per Fingerabdruck den Hochsicherheitsaufzug und läßt sich so hermetisch abgesichert in seine Geschäftsräume katapultieren - wo er freundlich die Sekretärin begrüßt. Und der mitdenkende Leser fragt sich: Wie ist sie da hochgekommen? Entweder die Angestellten leben als Sklaven in den oberen Etagen des Wolkenkratzers und dürfen niemals ihre Ebene verlassen - oder es gibt eben doch eine Treppe oder einen zweiten Aufzug für Normalsterbliche. Womit dann der abgeschottete Hochsicherheitsaufzug gar keinen Sinn mehr macht. Mithilfe dieses Aufzugs kommt der reiche Mann dann auch prompt ums Leben, und spätestens da hätte ich mit der Lektüre aufhören sollen.

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Geschrieben von Buchmensch in Jugendbuch um 23:22 | Kommentar (1) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Geheimdienst, Internat, Organisiertes Verbrechen, Schund
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