
Wer Bücher über morsche Herrenhäuser und dunkle Familiengeheimnisse liebt, der kommt an Wilkie Collins nicht vorbei. Der viktorianische Engländer machte das Genre der bekannten und besonders bei Frauen beliebten
Gothic Novels zu
Mystery Thrillern - und nicht nur hat sich diese Bezeichnung bis heute gehalten, Collins ist auch immer noch ihr wertvollster und wichtigster Vertreter. Selbst wer Mystery-Romane gemeinhin als Schund bezeichnet, hat meist noch den Anstand, zumindest Wilkie Collins davon auszunehmen - zumindest
Die Frau in Weiß gilt als ein unverzichtbarer Klassiker der Spannungs- und Abenteuerliteratur, und mit dem Buch
Der Monddiamant liefert Wilkie Collins einen richtigen Krimi, bevor es das Genre als solches überhaupt gab.
Und auch ich bin natürlich nicht an diesem Autor vorbeigekommen, und wenn ich auch selbst als Mystery-Leserin immer nur Spott für das Genre übrig hatte, war doch auch ich immer bereit, Collins zu schonen und zu loben. Ich erinnere mich noch, wie ich als Oberstufenschülerin während einer Freistunde auf einer Bank in der Fußgängerzone hockte und völlig selbstvergessen in der
Frau in Weiß schmökerte, bist ich nach guten ztweihundert Seiten des doppelbändigen Werks auf und zur Rathausuhr blickte und begriff, daß ich gerade auch noch die nächste Stunde verpaßt hatte... Oder wie mich ich als junge Studentin glühenden Herzens durch
Der Rote Schal schlang, gefesselt und stets den Tränen nahe...