Bibliophilis 

Mittwoch, 19. Oktober 2011

John Stephens: The Emerald Atlas

The Emerald AtlasDieses Buch kam ungeplant: Bei der Rückreise von einer Convention in New Jersey kamen wir früh - viel zu früh - am Flughafen Newark an, und erst nach dem Einckecken unseres Gepäcks ging mir auf, dass ich damit auch alle meine Bücher aufgegeben hatte, im Handgepäck war nur mein Laptop und das Schreibzeug. Doch jeder gutsortierte Flughafen hat eine Buchhandlung, die auf begrenztem, teuer bezahltem Raum zumindest die aktuellen Bestseller vorrätig hat. Eigentlich suchte ich nach einem handlichen Taschenbuch, aber statt dessen sprach mich ein hübscher Hardcover-Band an, mit smaragdgrünem Schutzumschlag und dem ansprechenden Titel The Emerald Atlas. Dazu klang der Klappentext nett, und überteuert erschien das Buch auch nicht: Also, es wurde gekauft, und da wir die nächsten drei Stunden mit multiplen Tassen Kaffeespezialitäten in einem Starbucks verbrachten, hatte ich auch schon das halbe Buch durch, bevor ich auch nur im Flugzeug saß. Und dabei blieb es erstmal. Ich kann im Flieger weder lesen noch schreiben.

Und nach der Rückkehr dauerte es eine Weile, bis ich wieder in das Buch hineinkam. Was mich in Newark noch mehr oder weniger begeistert hatte, wurde bald zu erst einem zähen und dann zu einem ärgerlichen Stück Jugendliteratur. Erst einmal stellte sich der Klappentext jenseits des Jetlags als doch ziemlich konventionell heraus: Drei Kinder verlieren auf mysteriöse Weise ihre Eltern, werden von Waisenhaus zu Waisenhaus gereicht, landen am Ende in einem unheimlichen Herrenhaus und werden in ein phantastisches Abenteuer verwickelt, das darauf hinaus läuft, dass sie die Welt retten müssen. Das wäre jetzt per se nicht so schlimm, wenn das Buch dafür gut geschrieben wäre oder zumidest gut geplottet, aber an letzterem scheitert The Emerald Atlas dann. Zeitreisen sind immer heikel, nicht erst seit Doctor Who, und wer hin und her springt und hier und da ein bisschen verändert, kommt leicht durcheinander. Und so endet auch dieser Trilogieauftakt in einem Gewusel, das die Folgebände fürchten lässt.

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Geschrieben von Buchmensch in Kinderbuch um 22:15 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Geheimnisvolles Haus, Waisenkind, Zeitreise, Zwerge

Dienstag, 6. September 2011

Philip Ardagh: Awful End

Awful EndNachdem ich mich mit dem Yak-Buch der humoristischen Kinderliteratur zugewandt hatte, fiel mir ein weiteres Buch ein, das ich mir irgendwann im letzten Jahr angeschafft habe und, obwohl es ziemlich dünn ist, nie zuendegelesen. Nach einigem Suchen tauchte es unter dem Regal auf, wo es unbemerkt hingerutscht war, so dünn war es, und eine gute Stunde später hatte ich es dann auch gelesen. Aber damit fangen meine Probleme erst an: Ich habe kein Problem damit, ein Buch von 136 Seiten zu rezensieren, aber wenn es dann keine Handlung hat, wird es doch etwas schwieriger. Trotzdem, ich will es versuchen - schließlich kann ich Awful End mit einem der großartigsten Kinderbücher aller Zeiten vergleichen. Und genau das werde ich tun.

Gestoßen bin ich auf dieses Buch über ein anderes Werk des Autors Philip Ardagh, das ich in Kanada in einer Wühlkiste gestoßen bin, und da es mir The Not-So-Very-Nice Goings On at Victoria Lodge ausgesprochen gut gefallen haben - ich würde es rezensieren, aber es hat noch weniger Handlung als dieses jetzt und ist ohne seine Illustrationen noch nicht einmal zu beschreiben - wollte ich wissen, was dieser Mann von feinem Humor noch an Werken auf den Markt gebracht hat. So kam ich auf die Eddie Dickens-Trilogie, und auch wenn ich kurz davor stand, mir gleich alle drei Bücher auf einmal zu bestellen, habe ich es dann doch beim ersten Band beruhen lassen. Und darüber bin ich letztlich froh. Denn auch wenn der Autor soviel Wortwitz hat, dass man für die deutsche Übersetzung immerhin den großen Harry Rowohlt gewinnen konnte, und auch wenn das Buch illustriert ist von David Roberts, dessen witzige Zeichnugen mich an Tony Ross erinnern, ist es am Ende doch weit hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben. Und lachen musste ich auch nicht.

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Geschrieben von Buchmensch in Kinderbuch um 22:34 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Roadmovie, Wahnsinn, Waisenkind

Dienstag, 7. Oktober 2008

Gaye Knowles: Auf geheimnisvoller Spur

Auf geheimnisvoller SpurIch hatte schon als Kind Probleme, an einem Bücherstand vorbeizugehen - die Kombination aus Buch und Flohmarkt war unwiderstehlich: Da gab es nicht nur Schnäppchen - da gab es vor allem einmalige Chancen, ein Buch zu bekommen, das es vielleicht gar nicht mehr gab! Und so hörte ich mit gut neun Jahren auf, mir von meinem Taschengeld Eis zu kaufen, und wandelte es lieber in Bücher um. Früher hätte es auch wenig Sinn gemacht, aber mit neun Jahren bekam ich 1,25 DM pro Woche, und das entsprach etwa einem Flohmarktbuch. Oder, wenn ich das Geld sparte, konnte ich mir einmal im Monat ein neues Taschenbuch kaufen - was ich eher selten tat, gemessen daran, daß ein neues Buch soviel kostete wie fünf vom Flohmarkt.

Und so kamen einige seltene und einige seltsame Schätze zusammen, Kinderbücher aus verschiedenen Jahrzehnten, die heute gesuchte Sammelstücke sein könnten - wenn es sich nicht bei einem Großteil von ihnen um aussortierte Exemplare aus der Pfarrbücherei handelte. So viele Flohmärkte gab es bei uns auf dem Dorf nämlich nicht. Trotzdem, ich habe diese Bücher alle noch und bin doch sehr zufrieden mit meinem neunjährigen Geschmack.Wenn ich krank werde und mit Fieber im Bett liege, mache ich mich bevorzugt über meine alten Kinderbücher her - Bücher, die ich schon oft oder zumindest mehrmals gelesen habe, die keine großen und anstrengenden Überraschungen mehr bieten und dafür anständige Unterhaltung liefern. Vor allem jetzt, wo mich die Grippe gepackt hat und wir keinen Fernseher mehr haben. Hätte ich sonst den ganzen Tag lang Talk- und Gerichtsshows geglotzt, lese ich mich nun also querbeet durch meine Kindheit und lande so bei Büchern, die ich schon jahrelang nicht mehr von innen gesehen habe, so auch bei dem vorgeblichen Blyton-Verschnitt Auf geheimnisvoller Spur

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Geschrieben von Buchmensch in Jugendbuch um 17:12 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Ferienabenteuer, Insel, Waisenkind

Dienstag, 2. September 2008

Dorothy Canfield Fisher: Das allerbeste Apfelmus

Das allerbeste ApfelmusDa steht ein kleines Mädchen in einem buntbedruckten Baumwollkleid mitten in einem Kornfeld, eine Weizengarbe in Händen, und blickt irgendwie orientierungslos nach links aus dem Bild hinaus, auf jedenfall nicht dorthin, wo in schlecht kontrastierten roten Buchstaben der Titel des Buches steht... Wirklich, mit diesem Cover hätte ich das Buch noch nicht mal in der Bücherei angefaßt! Selten, von meiner Ausgabe von Daddy Langbein einmal abgesehen, hatte ich es hier mit einer derart verunglückten Buchgestaltung zu tun. Denn Betsy, die junge Heldin aus Das allerbeste Apfelmus, lebt lange vor bedruckten Baumwollkleidern und setzt auch das ganze Buch über keinen Fuß in ein Kornfeld - was weder ihr, noch der Geschichte abträglich ist.

Daß ich dieses Buch zu meinen allerliebsten Kinderbüchern zähle, verdankt es der Tatsache, daß das Exemplar in unserer Schülerbücherei deutlich ansprechender aussah. Daher wurde es auch viel gelesen - von mir nämlich. Einmal pro Schuljahr lieh ich es mir aus, und auf der Leihkarte konnte man schön beobachten, wie sich meine Handschrift vom sechsten bis zum zehnten Schuljahr veränderte - bis ich dann irgendwann nicht mehr zur Schule ging, sondern eine Buchhandelsausbildung machte, und auf die Idee kam, mir dieses Kleinod endlich selbst zuzulegen. Der Großhandelskatalog zeigte, zumindest damals, keine Cover. Denn, ganz ehrlich, wenn ich gewußt hätte, was mich erwartet - ich hätte mich lieber auf die Suche nach einem antiquarischem Exemplar gemacht. Oder noch besser dem englischen Original. Doch es war in dem Jahr, bevor ich mir das Internet nutzbar machte, und das heißt: Ich wußte es noch nicht besser. Aber Cover hin oder her - Understood Betsy ist eines der wundervollsten Kinderbücher, die je geschrieben wurden.

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Geschrieben von Buchmensch in Kinderbuch um 15:50 | Kommentar (1) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Landleben, Selbständigkeit, Waisenkind

Montag, 8. Januar 2007

Wilkie Collins: Das Geheimnis des Myrtenzimmers

Das Geheimnis des MyrtenzimmersWer Bücher über morsche Herrenhäuser und dunkle Familiengeheimnisse liebt, der kommt an Wilkie Collins nicht vorbei. Der viktorianische Engländer machte das Genre der bekannten und besonders bei Frauen beliebten Gothic Novels zu Mystery Thrillern - und nicht nur hat sich diese Bezeichnung bis heute gehalten, Collins ist auch immer noch ihr wertvollster und wichtigster Vertreter. Selbst wer Mystery-Romane gemeinhin als Schund bezeichnet, hat meist noch den Anstand, zumindest Wilkie Collins davon auszunehmen - zumindest Die Frau in Weiß gilt als ein unverzichtbarer Klassiker der Spannungs- und Abenteuerliteratur, und mit dem Buch Der Monddiamant liefert Wilkie Collins einen richtigen Krimi, bevor es das Genre als solches überhaupt gab.

Und auch ich bin natürlich nicht an diesem Autor vorbeigekommen, und wenn ich auch selbst als Mystery-Leserin immer nur Spott für das Genre übrig hatte, war doch auch ich immer bereit, Collins zu schonen und zu loben. Ich erinnere mich noch, wie ich als Oberstufenschülerin während einer Freistunde auf einer Bank in der Fußgängerzone hockte und völlig selbstvergessen in der Frau in Weiß schmökerte, bist ich nach guten ztweihundert Seiten des doppelbändigen Werks auf und zur Rathausuhr blickte und begriff, daß ich gerade auch noch die nächste Stunde verpaßt hatte... Oder wie mich ich als junge Studentin glühenden Herzens durch Der Rote Schal schlang, gefesselt und stets den Tränen nahe...

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Geschrieben von Buchmensch in Mystery um 22:15 | Kommentar (1) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Depressionen, Familiengeheimnis, Geheimnisvolles Haus, Viktorianische Ära, Wahnsinn, Waisenkind

Mittwoch, 11. Oktober 2006

Jean Webster: Lieber Feind

Daddy Langbein / Lieber FeindIn Daddy Langbein hatte Jean Webster bereits einen Teil ihres revolutionär-sozialistischen Gedankenguts zu einem Bestseller verarbeiten können, aber sie hatte noch mehr zu sagen, insbesondere, was die Erziehung und Haltung von Waisenkindern angeht - und wurde 1915, drei Jahre nach dem Erfolgs-Briefroman, die Fortsetzung Lieber Feind veröffentlicht. Wiederum in das Gewand eines Mädchenbuchs und Briefromans gekleidet, setzt die Geschichte ein geschätztes Jahr nach Daddy Langbein ein und stellt Judys beste Collegefreundin Sallie MacBride in den Mittelpunkt. Aber wo das erste Buch neben aller Sozialkritik noch vor Witz sprühte, herrscht hier vor allem ein scharfer Kampfgeist, und alles in allem muß gesagt werden, daß Dear Enemy dem Vorgänger nicht das Wasser reichen kann.

Sallie MacBride, Tochter aus gutem Hause, hat nach dem College nicht viel zu tun, was ihrer hohen Bildung gerecht würde - die Freundschaft mit einem aufstrebenden jungen Politiker genügt ihr nicht - und läßt sich auf eine wagemutige Herausforderung ein: Das John-Grier-Heim, Kinderstätte ihrer nun ebenso glücklich wie reich verheirateten Freundin Judy, nach Fortgang der alten Leiterin (nie wird klar, ob sie nun pensioniert oder entlassen wurde) in eine pädagogisch-liebevolle Mustereinrichtung zu verwandeln. Plötzlich sieht sie ihre hehren Ideale im Konflikt mit der Wirklichkeit: Hundert Waisenkinder, die nicht einmal gelernt haben zu spielen, geschweige denn glücklich zu sein, verknöcherte Angestellte, für die früher sowieso alles besser war, und einem knurrigen schottischen Kinderarzt, dessen Lieblingsthema Erbkrankheiten und Trunksucht sind. Es spricht für das Buch, daß Sallie nicht supernannygleich das heruntergewirtschaftete Haus auf Vordermann bringen will, sondern gleich die Brocken wieder hinschmeißen, aber natürlich bleibt sie, auch wenn Gordon, ihr lieber Politiker, ihr arg zusetzt, daß sie doch zurückkommen soll. Aber Buch ist Buch, und so bleibt Sallie, bringt supernannygleich das Haus auf Vordermann, und entscheidet sich am Ende natürlich gegen den Politiker und für den knurrigen Arzt.

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Geschrieben von Buchmensch in Mädchenbuch um 22:53 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Gesellschaftskritik, Waisenkind

Montag, 9. Oktober 2006

Elizabeth Kim: Weniger als Nichts

Weniger als NichtsWarum psychisch kranke Menschen Bücher schreiben, liegt auf der Hand: Der Prozeß des Schreibens hilft, die Narben in der Seele aufzuarbeiten, sich literarisch von Kindheit, Krankheit und Trauma zu distanzieren, und am Ende steht das befreiende Gefühl, endlich einmal alles losgeworden zu sein. Aber warum muß das verlegt werden? Und warum gelesen? Tatsächlich gibt es einen großen Markt für Leidensberichte. Das können nicht nur andere Betroffene sein, die sich aus diesen Werken Lebenshilfe versprechen und sich sagen »Wenn sie das geschafft hat, kann ich das auch« - so viele Betroffene gibt es dann doch nicht, zum Glück. Den Großteil machen also wohl die Sensationstouristen aus. Leute, die sich plötzlich richtig gut fühlen, wenn sie lesen oder sehen, daß es anderen noch viel viel schlechter gibt.

Während der Lektüre von Weniger als Nichts habe ich mich mehrmals gefragt, warum ich mir das Buch überhaupt ausgeliehen habe, warum ich mir seinen schwerverdaulichen Inhalt antue - Neutrales Interesse? Mitleid? Identifikation? Sensationsgier? Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen. Aber ich habe es gelesen, und gelitten, bis zum Schluß.

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Geschrieben von Buchmensch in Biographie um 12:07 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Alleinerziehende, Außenseiter, Christliche Fundamentalisten, Korea, Liebe zur Lyrik, Waisenkind
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