bookmark_borderSusanna Clarke: Piranesi

Normalerweise gebe ich nicht viel auf Buchempfehlungen. Zu hören, dass jemand aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis ein Buch toll fand, führt üblicherweise dazu, dass ich selbst Probleme habe, es zu lesen, zu voreingenommen bin ich durch die Erwartungshaltung, die plötzlich an der Lektüre ist: Wenn ich dieses Buch nicht mag, enttäusche ich dann nicht ganz furchtbar die Person, die es mir empfohlen hat? Ich mag es, derjenige zu sein, der ein Buch entdeckt, ich freue es, wenn jemand auf einen Tipp oder eine Rezension von mir ein Buch selbst lesen mag, aber umgekehrt funktioniert es nicht gut. Und doch: Als ich kürzlich das Fürimmerhaus las und im Lesezirkel meines Autorenforums davon erzählte, und mir daraufhin das Buch Piranesi empfohlen wurde (Lieblingsbuch, auch das noch!), habe ich keine Sekunde gezögert, es mir bestellt und, als es dann da war, postwendend gelesen. Und, was soll ich sagen – Lieblingsbuch trifft es.

Man kann sich fragen, ob Kai Meyer mit seinem Fürimmerhaus bei Susanna Clarkes Piranesi abgeschrieben hat, zu ähnlich klingen die Prämissen beider Bücher: Häuser, die in ihrer Ausdehnung kein Ende nehmen wollen, die endlosen Hallen und Gänge gesäumt von abertausenden Statuen, das ist schon sehr spezifisch, und das haben wir in beiden Büchern. Aber vom Zeitplan her kann es nicht hinkommen – Piranesi ist im September 2020 erschienen, das Fürimmerhaus ziemlich genau ein Jahr später, und wenn ich schaue, wie viel Vorlaufszeit ein Verlag braucht, ein Buch herauszugeben, und ein Autor, es zu schreiben, kann ich mir höchsten vorstellen, dass Meyer sich von einer Ankündigung von Piranesi hat inspirieren lassen, etwas ganz Eigenes aus der gleichen Idee zu machen.… Weiterlesen “Susanna Clarke: Piranesi”

bookmark_borderKai Meyer: Fürimmerhaus

Kai Meyer ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Fantasyautoren. Ich habe ihn schon live lesen gehört und war sehr beeindruckt von seiner mitreißenden, spannenden Art, aber ich habe tatsächlich noch nie einen Roman von ihm gelesen – bis ich die Prämisse von Fürimmerhaus sah und wusste, das ist ein Buch für mich: Eine Geschichte, die komplett in einem einzigen endlosen, wuchernden Gebäudekomplex spielt. Alessandra Reß hat für das Blog des Verlags Fischer Tor einen tollen Artikel über sogenannte »Fantasy Edifices« geschrieben, Gebäude, die ein eigenes Leben haben und in ihren Romanen die eigentlichen Hauptfiguren darstellen. Und weil ich genau so etwas liebe, war ihr Artikel für mich eine einzige Checkliste, für die ich die aufgeführten Bücher nach »Habe ich schon gelesen« und »Will ich unbedingt lesen« aufgeteilt habe – und so bin ich auch auf Meyers Fürimmerhaus gestoßen.

An dieser Stelle ist ein Disclaimer angebracht: Reß‘ Artikel führt auch einen Roman von mir auf, das Kinderbuch Unten, und damit bin ich jetzt in der Situation, ein noch ziemlich aktuelles Buch zu rezensieren, mit dem ich als Autorin selbst ein bisschen konkurriere. Wobei ich nicht denke, dass ich mich hier wirklich in einer Konkurrenzsituation befinde: Zum einen spreche ich eine deutlich jüngere Zielgruppe an als Meyer, dessen Buch sich an junge Erwachsene richtet, und auch inhaltlich haben die beiden Bücher bis auf das verbindende Element »Haus« nichts miteinander gemeinsam, zum anderen ist Kai Meyer ein etablierter Autor, der dem ein Buchblog mit einem Halbdutzend Leser am Tag ziemlich egal sein kann, und zum dritten soll das hier kein Verriss werden.… Weiterlesen “Kai Meyer: Fürimmerhaus”