bookmark_borderAllen Houston: Nightfall Gardens

Sagte ich in meiner Rezension zu Fürimmerhaus »Ein Haus kommt selten allein»? Hier kommt auch schon das nächste: ein durchaus spannender  Abenteuerroman für Kinder, in dem das gruselige, tagstäglich seine Form verändernde Haus in Sachen Spukfaktor nur hinter seinen drei Gärten zurücktreten muss. Nightfall Gardens von Allen Houston kommt als der Auftakt einer Trilogie daher – tatsächlich ist es aber nur ein Buch, das der selbstpublizierende Autor in drei Teilen veröffentlicht hat. So endet es nicht mit einem geschlossenen Handlungsbogen, auch nicht mit einem Cliffhänger, es hört einfach auf, und das ist ziemlich antiklimaktisch für ein ansonsten spannend geschriebenes Buch.

Die Geschwister Lily und Silas Blackwood tingeln mit ihren Eltern und einem Repertoire grottiger selbstgeschriebener Theaterstücke über die Provinzbühnen, immer auf der Flucht vor der Vergangenheit ihrer Familie, die sie in Form ihres Onkels dann natürlich trotzdem einholt. Dieser Jonquil besteht darauf, dass die Familie, zumindest aber Lily, auf den Stammsitz der Blackwoods zurückkehren, denn die Großmutter, die letzte Herrin von Nightfall Gardens, liegt im Sterben, und wenn ihr nicht eine weibliche Nachfahre nachfolgt, wird das Böse über die Welt hereinbrechen. Und weil das als Argument offenbar nicht ausreicht, kidnappt der Onkel prompt die Nichte, der Bruder reist als blinder Passagier mit, und so werden Lily und Silas, nicht ohne einen blutigen Zusammenstoß mit gewalttätigen Ziegenmenschen, die aus dem hauseigenen Labyrinth ausgekommen sind, nach Nightfall Gardens gebracht.

Dort trennen sich die Wege der ungleichen Geschwister dann auch schon wieder. Lily kommt ins Haus, um von ihrer sterbenden Großmutter noch im Schnellverfahren zu lernen, was es über den Widerstand gegen die großen Übel zu wissen gibt, während Silas dem Gärtner unterstellt wird und mit den hauseigenen Nebelreitern, deren Anführer Jonquil ist, im Nebengebäude untergebracht wird.… Weiterlesen “Allen Houston: Nightfall Gardens”

bookmark_borderGarth Stein: Seelendiebe

Wie oft habe ich mich schon über ein eigentlich spannendes Schauerbuch geärgert, nur weil die unerklärlichen Phänomene dann auf einen alten Indianerfriedhof zurückzuführen waren? Angefangen mit Friedhof der Kuscheltiere, was ich mit dreizehn Jahren lesen musste, um die Freundschaft einer Mitschülerin zu gewinnen (und sie war es ebenso wenig wert wie das dazugehörige Buch), habe ich da eine Aversion entwickelt. Keine Indianerbücher mehr für mich. Bis ich jetzt plötzlich ein solches Buch in Händen halte, über vierhundert Seiten dick und doch gelesen binnen eines Tages. Und alles nur wegen eines Covers, das nicht einmal wirklich gut zum Inhalt passt, und wegen eines Titels, der dem englischen Original nicht das Wasser reichen kann.

Raven stole the Moon heißt dieses Buch im Original – ein sehr schöner Titel, und vermutlich hätte er mich doch weniger angesprochen als Seelendiebe. Dazu ein Cover, bei dem sich ein paar gespiegelte Flügel über ein undefiniertes beiges Gewässer beziehungsweise Vorder- und Rückseite spannen – Christoph zumindest lachte sehr, als er das Buch sah, und meinte, er wisse genau, warum ich mir das ausgeliehen hätte: Erinnert es doch irgendwie sehr an das Cover meines ersten selbstverlegten Buches, Engelsschatten, und der Titel passt auch noch in die Richtung. Dabei sind die Flügel wirklich irreführend. Zwar geht es auch ein wenig um Rabe, Totem der Tlingit-First Nation, aber die eigentlichen Stars dieses Buches sind die Otter. Was sich wieder gut trifft, denn ich mag Otter sehr. Und noch besser ist, dass die Tlingit ihre Toten verbrennen: Darum haben sie auch keine Indianerfriedhöfe.… Weiterlesen “Garth Stein: Seelendiebe”