bookmark_borderEmily Lloyd-Jones: The Bone Houses

Manche Bücher springen mich direkt auf den ersten Blick an – und von wegen, man soll ein Buch nicht nach seinem Cover beurteilen: Oft reicht mir das schon aus, um ein Buch haben zu wollen. Ein stilisierter Schädel aus keltischen Mustern, dazu ein Titel, der mich an alte Beinhäuser denken lässt, und da konnte ich dann auch verschmerzen, dass es wieder anstelle eines richtigen Klappentextes vor allem Lobesgesänge gab – The Bone Houses wurde gekauft. Die Prämisse klingt auch wirklich gut: Eine Totengräberin, die sich mit Untoten herumschlagen muss, ist mal ein neuer Ansatz, ich kann mich nicht erinnern, schon mal ein Buch über eine Totengräberin gelesen zu haben.

Das Buch verspricht mir eine Mischung aus Horrorroman und Märchen, vor dem Hintergrund walisischer Mythologie, und ich liebe Wales – es sprach also alles dafür, dass mir dieses Buch gefallen könnte. Und das hat es letztlich auch getan, im Großen und Ganzen. Aber es war kein walisisches Buch, das mir da hinter dem bezaubernden Cover und dem leider furchtbar fingerabdruckanfälligem Schutzumschlag begegnet ist, sondern ein durch und durch amerikanisches. Kein schlechtes Buch. Aber ich hatte mir wirklich so viel mehr davon erhofft.

Ich will nicht sagen, dass ich ein Experte für Wales wäre. Immerhin, ich bin schon dreimal dort gewesen, bin in Snowdonia gewandert, habe die Küste bereist und tolle Städtetouren nach Cardiff gemacht, und ich habe versucht, lange bevor es Duolingo gab, mittels Sprachführer Walisisch zu lernen, und bin nicht weit damit gekommen. Aber ein paar Vokabeln sind hängengeblieben, und so ist mir sofort aufgefallen, dass der Name der Hauptfigur, Aderyn, eigentlich kein Name ist, sondern das walisische Wort für den Vogel.… Weiterlesen “Emily Lloyd-Jones: The Bone Houses”

bookmark_borderKyrie McCauley: All the Dead Lie Down

Über die Locked Library, die Überraschungsbücherbox aus dem Vereinigten Königreich, die ich seit vergangenem Jahr im Abo habe, sind schon ein paar echte Schmuckstücke in meinem Bücherschrank gelandet, aber kaum eines von ihnen ist so hübsch wie All the Dead Lie Down. Anders als viele Bücher aus der Locked Library, die ich von mir aus vielleicht nie in die Hand genommen hätte, fällt dieses, mit seinem bezaubernden Cover und anheimelnden Titel, sofort in mein Beuteschema: Ein geheimnisvolles Haus, gruselige kleine Mädchen und romantische große, ein dunkles Familiengeheimnis – solche Bücher lese ich doch wirklich gerne, selbst ohne farbigen Buchschnitt. So habe ich mich doch mit einigen Erwartungen an das Buch aus Mai 2023-Box gemacht. Und bin dann am Ende doch ein bisschen enttäuscht von dem, was ich da gelesen habe.

Dabei hatte ich mich über die Aussicht auf eine queere Liebesgeschichte sehr gefreut, und anders als bei The Gilded Crown bin ich, was die angeht, diesmal auf meine Kosten gekommen. Die Schwächen liegen für mich im Rest des Buches, vor allem in seinem Showdown, und ich muss vorwarnen, dass diese Rezension ein paar Spoiler enthält, weil die Handlung so langsam in die Gänge kommt, dass die phantastischen Elemente überhaupt erst in der zweiten Hälfte des Buches ins Spiel kommen und es schwer ist, ohne sie über die Geschichte zu sprechen, namentlich über die Elemente, die mich nicht überzeugen konnten.

Der Anfang liest sich ziemlich klassisch: Die frischverwaiste Marin Blythe kommt in das Haus der Schriftstellerin Alice Lovelace, alte Freundin ihrer Mutter, um dort gegen Kost und Logis über den Sommer deren Töchter zu hüten, und stolpert da schon bald über tote Vögel, begrabene Puppen und den hauseigenen Friedhof.… Weiterlesen “Kyrie McCauley: All the Dead Lie Down”

bookmark_borderMarianne Gordon: The Gilded Crown

Es ist lang her, dass ich meine letzte Rezension veröffentlicht habe – mehr als zwölf Jahre. Ebenfalls lang, wenn auch nicht ganz so lang, ist es her, dass ich das letzte Buch gelesen habe. Das hängt zusammen: Ohne die Aussicht, eine Rezension schreiben zu dürfen, fehlte mir meistens die Motivation, bei einem Buch, das mich nicht zu hundert Prozent in seinen Bann schlägt, bis zum Ende durchzuhalten. Aber ich dachte, als veröffentlichte Autorin – und das bin ich in der Zwischenzeit geworden – dürfte ich nicht mehr rezensieren. Mumpitz. Natürlich darf ich. Nicht hinterrücks und anonym die eigenen Kollegen schlechtmachen. Aber transparent und begründet loben und kritisieren. Und so bin ich wieder zurück mit Bibliophilis, nach nur zwölf Jahren Pause.

Was ich in den letzten Jahren unverändert getan habe, ist, Bücher zu kaufen. Schöne, interessante Bücher reizen mich wie eh und je, auch wenn ich kaum eines davon angefasst habe, nachdem es einmal im Regal stand. Seit dem letzten Februar bin ich Abonnent der Locked Library, einer britischen Überraschungs-Bücherbox, die mir jeden Monat ein schmuckes Buch liefert, komplett mit Farbschnitt, verziertem Einband und eingedrucktem Brief der Autor:innen. Ein Jahr lang habe ich diese Bücher bewundert, angegrabbelt, und in einem Stapel neben meinem Bett gesammelt – vieles davon hat mich auch von Klappentext her sehr angesprochen, aber gelesen habe ich keines von ihnen. Bis jetzt. Neues Jahr, neues Leben, neue gute Vorsätze.

Und auch wenn ich so neugierig auf das Buch war, das ich mir zum Wiedereinstieg ins Leserleben ausgesucht hatte, dass ich am liebsten noch im alten Jahr mit der Lektüre angefangen hätte, habe ich gewartet bis zum ersten Januar, ehe ich mich darüber hergemacht habe.… Weiterlesen “Marianne Gordon: The Gilded Crown”