bookmark_borderCatherynne M. Valente: The Girl Who Circumnavigated Fairyland in a Ship of Her Own Making

Manchmal, in ganz besonders kostbaren Momenten, hat man ein schlechtes Gewissen für jedes Wort, um das eine Rezension länger ist als »Lies dieses Buch! Sofort!«, weil man so den Leser von der Lektüre dieses Kleinods abhalten könnte – da ist jede Sekunde zu viel, da muss der Leser sich sofort drauf stürzen wie ein Verhungernder auf ein Fischbrötchen und es dann mit jeder Zelle seines Körpers und Gehirns verschlingen, lesen und genießen. The Girl Who Circumnavigated Fairyland in a Ship of Her Own Making ist so ein phantastisch gutes Buch, und hier fühlt sich schon der Titel zu lang an, steht wie ein Hindernis zwischen Leser und Buch: Wieviel schneller könnte man sich doch darüber hermachen, wäre der Titel nur ein wenig kürzer! Und doch muss dieser lange Titel sein, und ist dieser lange Titel selbst schon ein Vorgeschmack auf das Innere des Buches, bild- und wortgewaltig und so schön, dass man davon weinen muss. Für mich gehört dieses Buch in eine Reihe mit einem meiner absoluten Lieblingsbücher, Alice’s Adventures in Wonderland, und es darf neben ihm stehen und muss sich nicht dahinter verstecken, so gut, so großartig ist es.

Alles an diesem Buch ist toll. Wie es in der Hand liegt, wie es sich anfühlt, der Schriftsatz, die wunderschönen Illustrationen… Noch bevor ich auch nur ein Wort gelesen hatte, hoffte ich, dass auch der Inhalt mitspielen würde: Dass ich ein neues Lieblingsbuch gefunden hatte. Und ich wurde nicht enttäuscht. The Girl Who Circumnavigated Fairyland in a Ship of Her Own Making hat einfach alles, und es ist für alle, für Kinder wie Erwachsene, für Romantiker und Satiriker, und es ist eines von der Sorte, die man ganz, ganz oft lesen kann.… Weiterlesen “Catherynne M. Valente: The Girl Who Circumnavigated Fairyland in a Ship of Her Own Making”

bookmark_borderTove Jansson: Komet im Mumintal

Es war Anfang 1998, und ich hatte ein wichtiges Vorstellungsgespräch. An diesem Tag sollte sich entscheiden, ob Frau K. mich als Auszubildende in ihrer Buchhandelsfiliale haben wollte. Ich wollte diese Stelle, unbedingt, und ich war ebenso entschlossen wie aufgeregt, aber bereit, letzteres gut zu vertuschen. Ich war kompetent. Ich war vorgebildet. Dieser Laden, und kein anderer, sollte aus mir genau die richtige Mischung aus Literatur- und Fachbuchhändlerin machen. Routiniert berichtete ich von meinen Verkaufserfahrungen als Teddybärenmacherin auf Kunsthandwerkermärkten und Börsen. Und warum es mich trotz Bibliothekarsdiplom nun doch lieber in den verbreitenden Buchhandel zog. Und so weiter. Bis an einem Punkt des Gesprächs Frau K. mich abrupt fragte: »Sagen Sie – kennen Sie die Mumins?«

Es ist nicht die Frage, die man von einer Fachbuchhändlerin erwartet, und ebenso unvorbereitet wie spontan verwandelte ich mich vom Kompetenzmonster in einen Menschen und antwortete: »Die Mumins? Ich liebe sie, ich bin mit denen aufgewachsen!«
Hätte ich an der Stelle die Stirn gerunzelt und gesagt ‘Ja, früher habe ich die ganz gern gelesen’ oder die Nase gerümpft und gesagt ‘Kinderbücher…’, dann wäre an dieser Stelle wohl alles vorbei gewesen. Es musste ein Test sein, aber das begriff ich erst viele Jahre später, lange nachdem ich meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatte.
»Wer ist Ihre Lieblingsfigur?« fragte Frau K. weiter.
Wieder antwortete ich ohne Zögern: »Der Mumrik«, und setzte erklärend hinterher: »Oder auch Schnupferich.«
Frau K. lächelte. Vielleicht grinste sie auch. »Wissen Sie«, sagte sie dann, »ich mag die kleine Mü am liebsten.«
Und danach, für die Zeit meiner Ausbildung und darüber hinaus, wussten wir beide genau, woran wir beim anderen jeweils waren.… Weiterlesen “Tove Jansson: Komet im Mumintal”